Bislang waren die Nachteile immer groß, wollte man herkömmliche Musik-CDs in Surround-Klangqualität genießen: Besonders bei Dolby ProLogic war das Klangbild mittenbetont, der Bass war drastisch schwächer als bei der Stereowiedergabe, die klangliche Präzision war ebenfalls nicht mehr sehr hoch. Zu viele Klanganteile kamen aus dem Center-Lautsprecher, Regelmöglichkeiten gab es nur in sofern, den Center via „Phantom Mode“ gleich ganz auszuschalten.
Doch trotzdem war es nicht weit her mit der klanglichen Faszination. Etwas besser war die Situation bei der Wiedergabe von Dolby ProLogic-codiertem Material wie beispielsweise Laserdiscs oder VHS-Kassetten, doch auch hier litt der Klangeindruck unter dem 7 kHz-Beschnitt des Surroundsignals, lediglich ein Mono-Signal, das beiden Surround-Lautsprecher gleichermaßen zugewiesen wurde, sowie unter dem wenig befriedigenden Bassmanagement. Als erstes auf diese Zustände reagierte man aber nicht bei Dolby, sondern bei DTS. DTS brachte NEO:6 auf den Markt, im Feature-Paket war eine Kinound eine Musikversion. Mittels einer verbesserten Matrix für den Surroundbereich und einer besseren Kanaltrennung sorgte NEO:6 für ein deutlich vermindertes Übersprechen und ein dynamischeres Klangbild. Die gesamte Wiedergabe war homgener, transparenter, präziser. Eine Bassschwäche war noch feststellbar, aber sie trat deutlich weniger eklatant hervor. Und Dolby? Hier war man zwar zeitlich gesehen im Hintertreffen, dafür aber wurde auch ein besonders aufwändiges System entwickelt: Dolby ProLogic II. Die nachstehende Tabelle verdeutlicht die Neuerungen.
Music Mode / Audio-CD
Als nützlich erwiesen sich bei den Musik-Testläufen die verschiedenen Einstellmöglichkeiten im PL II Music-Modus: So die Dimension Control, die es dem Benutzer ermöglicht, das Klangfeld in Bezug auf die Rear-Lautsprecher und die Frontlautsprecher einstellen und die Balance stufenlos von vorne nach hinten verschieben. Je nach Musikart, so förderten die Testläufe zutage, können leichte Änderungen der Balance von Vorteil sein. Bei Musik, wo über die Surroundkanäle in erster Linie Geräusche wie das Klatschen des Publikums übertragen werden und die Musik in erster Linie von vorne kommen soll, kann es, auch je nach persönlichem Hörgeschmack, ratsam sein, mehr Klanganteile auf die Frontboxen zu schieben. Besonders hilfreich war die Center Width Control. Der Modus für den Center-Lautsprechers kann zwischen dem schon bekannten „Phantom Mode“, wo die Tonwiedergabe bei den Frontlautsprechern nur über den rechten und linken Hauptlautsprecher erfolgt, und einer Schaltung, bei der vorne ausschließlich der Center läuft,stufenlos variiert werden. In der Praxis zeigte sich, dass die Wiedergabe bei den meisten Musikarten am besten ist, wenn man den Center zwar mitlaufen lässt, den größten Teil der Anteile aber den beiden vorderen Hauptboxen zuführt. Bei der zum Test verwendeten Celine Dion-CD war eine Wiedergabe, die den Center zurückhaltend mit einbezog, besonders überzeugend. Bei Bachs Orgelwerken (Test-CD, Bachs Orgelwerke gespielt von Simon Preston) sollte der Center praktisch gar nicht mit einbezogen werden. Bei der Wiedergabe beispielsweise von Opern kann man dem Center ein größerer Klanganteil zugeführt werden, sofern dieser von hochwertiger Qualität ist und somit für die diffizile Wiedergabe der charakteristischen Stimmen von Opernsängern geeignet ist. Manchmal auch eine Wirkungzeigte der Panorama Mode, der bei der Wiedergabe von Musik ein weiträumiges Klangfeld schaffen soll . In der Praxis zeigten sich zwar bei vielen Musikarten nicht allzu bahnbrechende Veränderungen. Bei sehr guten Aufnahmen aber wie der Bach'schen Orgel-CD konnte der "Panorama Mode" ein luftigeres, weitläufigeres Klangbild vermitteln, ohne die musikalische Präzision zu sehr leiden zu lassen.
ProLogic II Music
Für die Wiedergabe von Stereo-Material im Surround-Modus eignet sich ProLogic II sehr gut. Besonders gefiel, dass oftmals auftretende negative Nebeneffekte wie beispielsweise zu viel Hall, der den Höhen Brillanz und dem Bass Kraft raubt, kaum zu beobachten sind. Die gebotene Räumlichkeit und Dynamik profitiert hörbar von der verbesserten Einarbeitung der Surroundkanäle. Somit wird der bei ProLogic I vorherrschende, muffig-mittenbetonte und blecherne Klangeindruck des Surround-Soundfeldes durch ein weitaus lebendigere und detailliertere Darbietung ersetzt. Zaubern kann man natürlich auch bei Dolby nicht: So wird der verwöhnte Musikliebhaber beispielsweise bei klassischen Streicher-Musikbeispielen durch das ProLogic II-Aufpolieren auch immer noch einen hörbaren Verlust an der klaren Darstellung im Hochtonbereich feststellen. Erstaunlich gut kam ProLogic II mit der Orgel zurecht: Ein angenehmer, nie dröhniger Raumeindruck, gepaart mit guter Präzision. Nur im Tiefbassbereich war ein leichter Kraftverlust und ein leichtes Verwischen zu beobachten. Die Einstellmöglichkeiten sorgen für eine gegenüber den Konkurrenzprodukten für eine erhöhte Flexibilität, der Panorama Mode allerdings zeigt nur in wenigen Fällen eine großartige Wirkung. Nur im direkten Vergleichshören ist der Raumeindruck bei sehr gute Software noch luftiger.
Movie Mode
Bei der deutschen Synchro von "Top Gun" konnte sich PL II gut in Szene setzen. So war der Raumeindruck weitläufiger und auf den Surroundlautsprechern die Klangkulisse weniger mittenbetont und blechern. Die gleichen Beobachtungen konnten bei "Octopussy" gemacht werden. Nur gegen die blecherne Stimmwiedergabe war PL II machtlos. Auch bei sehr guten 5.1-DVD, via Downmix-Ausgang analog angeschlossen (so dass auch hier die PL II-Funktion genau überprüft werden konnte), konnte sich PL II Movie ordentlich in Szene setzen., so bei "The Mummy": Hier war die Wiedergabe des Music Score deutlich detailreicher als bei Pro Logic I, und die Effekte kamen weitläufiger und gefälliger heraus.