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Test: Open Hour Chameleon - Android-TV-Box mit 4K-Support

Derzeit schießt eine neue Produktgruppe wie die Pilze aus dem Boden. Sogenannte Android-TV Media-Boxen, die mit HDMI 2.0 Ausgang und HEVC (H.265) ausgestattet von sich reden machen und so bereits jetzt die 4K/UHD-Wiedergabe bis zu 60Hz ermöglichen sollen. Wir haben uns eine dieser neuen Boxen einmal etwas genauer angeschaut und zeigen, was man derzeit davon erwarten kann.

Die Versprechen der Hersteller, der meist aus China stammenden TV-Boxen, sind vollmundig. Im Grunde sollen sie alles können und so einen vollwertigen Mediaplayer abgeben. Besitzer von UHD-TVs warten ja bereits sehnsüchtig auf externe Zuspieler, die UHD-Inhalte wiedergeben können. Zwar unterstützen einige UHD-TVs bereits die Wiedergabe von UHD-Files über USB, das oft aber nur in rudimentärer Form und mit einem HEVC (H.265) Decoder sind meist auch nur die ganz aktuellen 20014/2015er UHD-Geräte ausgestattet, Käufer von UHD-TVs aus 2013 schauen so in die Röhre. Eine Gemeinsamkeit haben derzeit alle diese Boxen, die die 4K/UHD-Wiedergabe gepaart mit HEVC (H.265) unterstützen, sie setzten durch die Bank auf den noch recht neuen Rockchip RK3288 Cortex-A17 Quad Core Chipsatz. Dieser hoch integrierte Chipsatz, unterstützt von einer integrierten Mali-T764 3D GPU, ist im Grunde ein SoC (System on a Chip = ein Chip-System), der eigentlich für Tablets entwickelt wurde. Die Geräte werden alle mit Android Betriebssoftware ausgeliefert, in unserem Fall ist es die Android-Version 4.4.2, die man auf einer SD-Karte vorinstalliert vorfindet. Der Vorteil hier, auch andere Software, wie etwa das Chromium OS oder eine Ubuntu Linux-Distribution, können von einer anderen SD-Karte gestartet und zum Betrieb genutzt werden. Laut Datenblatt soll der Rockchip RK3288 Chipsatz auch den neuen HDCP 2.x Schutz unterstützen, überprüfen, in weit das auch funktioniert, das kann derzeit wohl leider keiner.


 

Die Box im Detail

Kommen wir nun zum Open Hour Chameleon. Für die genaue Spezifikation und die genauen Ausstattungsmerkmale der Box verweisen wir an dieser Stelle auf die Seite Novel-Tech, wo die genauen Daten eingesehen werden können - bitte klicken Sie hier. Getestet haben wir das Gerät mit der Firmwareversion 1.07 und dem Media-Center SPMC 13.3.4 Beta1. SPMC ist ein Fork, was so viel wie Abspaltung bedeutet, des bekannten XBMC (Kodi) Media-Center. Wenn man das Gerät erhält, ist im Übrigen weder das XBMC Media-Center noch SPMC vorinstalliert, dieses muss man selber durchführen.

Die Box selber ist wertig und aus Aluminium gefertigt, also kein billiges Plastik. An Anschlüssen ist alles vorhanden, was Mann oder Frau so braucht. Was allerdings fehlt, ist Wireless-LAN und Bluetooth. Dieses kann über USB jedoch nachgerüstet werden, ein spezielles USB-Modul, das beides beinhaltet, ist optional erhältlich. Allerdings müssen wir an dieser Stelle darauf hinweisen, das Streamen eines UHD-Files über Wireless-LAN sollten sie getrost vergessen, der Datendurchsatz ist je nach Komprimierungsgrad des UHD-Files einfach so hoch, das es zu heftigen Aussetzern kommt, es sollte also nach Möglichkeit der 1 Gbit LAN-Anschluss genutzt werden. Ansonsten gibt es an der Hardware nicht viel zu mäkeln, sie ist solide und sehr gut verarbeitet. An Zubehör liegt neben einer 8GB großen SD-Karte, der Fernbedienung und einem Schaltnetzteil auch ein HDMI-Kabel bei. Der Stromverbrauch bewegt sich während der Wiedergabe eines Videos zwischen 3,7 – 4,8 Watt, im Stand-by werden jedoch recht hohe 2 Watt verbraucht.

Alles an Anschlüssen ist an Bord, die man so braucht. Selbst ein echter Ausschalter wurde verbaut, was aber wohl dem hohen Stand-by Verbrauch geschuldet ist.


Die Fernbedienung ist klein aber fein, der Druckpunkt und der Wirkungsgrad ist gut. Was fehlt, ist eine eigene Audio-Taste, um schnell zwischen den einzelnen Audiostreams, die zum Beispiel in einem MKV enthalten sind, umzuschalten.


Das Innenleben des Open Hour Chameleon - Bildquelle

 

UHD-Auflösung in 60 Hz – an welchem UHD-TVs funktioniert das?

Zunächst geht unser Dank an die Firma LG Electronics in Ratingen, die mir als Autor beim Testen behilflich waren und Zeit fanden, sodass wir die Box an mehreren aktuellen UHD-TVs von LG ausprobieren konnten. An den folgenden aktuellen LG UHD-TVs haben wir die Box ausprobiert, einem LG 65UB980V, LG 65UB950V, LG 65UC970V und LG 55UB850V bzw. LG 55UB856V. 

Im Test konnten wir bestätigen bzw. es muss beachtet werden: Die Bildausgabe in der UHD-Auflösung mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten bei 60 Hz funktioniert nur an solchen UHD-TVs, die über zumindest über einen HDMI 2.0 Eingang verfügen, der 10 Bit "UHD Deep Color" unterstützt, was die zuvor genannten Geräte zumindest an einem HDMI 2.0 Eingang unterstützen. Beherrscht der HDMI-Eingang hingegen nur 8 Bit ohne "UHD Deep Color", funktioniert die 60Hz-Ausgabe der Box nicht, dann sind maximal 30Hz möglich. Dies ist eine Limitierung des Rockchip RK3288 Chipsatzes, die es aber dringend zu beachten gilt, siehe nachfolgende beide Schaubilder unten, die aus der Bedienungsanleitung eines LG UHD-TV 55UB850V stammen.

Ein Beispiel: Im Fall eines LG UHD-TV 55UB850V funktioniert 60Hz also nur und ausschließlich am HDMI-Anschluss 3, am Anschluss 1, 2 und 4 nicht. Die UHD-Auflösung in 24, 25 oder 30Hz funktioniert demzufolge aber auch an allen anderen HDMI-Anschlüssen des TV. Bitte schauen Sie daher vor dem Kauf immer in die Bedienungsanleitung ihres Fernsehers, um im Vorfeld genau zu klären, was ihr UHD-TV an welchem HDMI-Eingang für Standards unterstützt. Die Bildausgabe erfolgt bei aktiviertem Deep Color im vollen Farbraum, also von 0 – 255, egal bei welcher Auflösung. Die allgemeine Bildqualität der Box ist sehr gut, hier gibt es nichts zu beanstanden.      



Hier im Bild können Sie sehen, dass die Box die volle UHD-Auflösung bei 60Hz unterstützt, in diesem Fall war die Box mit einem LG 65UB980V verbunden. Neben 60Hz wird auch 50Hz, 30Hz, 25Hz und 24Hz unterstützt. In der Einstellung "Auto" kam es in Verbindung mit SPMC aber ab und an zu Schwierigkeiten und die Box schaltete vor der Wiedergabe auf 720p zurück. Erst das Festsetzten der Auflösung beseitigte das Problem. Das automatische Umschalten, also das die Box ihre Bildausgabe über das SPCM Media Center automatisch auf 1080p/24Hz umschaltet, wenn ein Videofile in diesem Format abgespielt werden soll, funktioniert leider auch noch nicht richtig, wenn die Box auf UHD-Ausgabe gestellt ist. 
(für ein größeres Bild bitte anklicken)

Wie gut funktioniert die Wiedergabe von UHD- und Full-HD Videos/Files und Bildern?

Getestet wurde die Box an mehreren 2014er LG UHD TVs, jeweils in UHD und Full-HD Auflösung. Den Film Timescapes, der uns als UHD/4K H.264 Kaufversion in HighBitrate erstellt vorliegt, konnten wir leider nicht ruckelfrei abspielen. Mit unserem eigenen Burosch UHD-Testvideo, das Sie an dieser Stelle downloaden können, nach dem Sie sich weiter unten im Abschnitt "Free Test Pattern" für unseren Newsletter registriert haben, kommt es ebenfalls zu Aussetzern während der Wiedergabe, egal, welchen Videoplayer wir zum Abspielen nutzten. Der Film Sintel, unter diesem Link in 4K zum Download erhältlich, läuft mit dem Android eigenen Videoplayer leider gar nicht, mit SPMC ruckelt er nach einer gewissen Laufzeit teilweise stark. Einige weitere UHD-Demos von Astra, LG und Samsung mit geringer Bitrate liefen hingegen einwandfrei. HEVC (H.265) codierte UHD-Files konnten wir leider nur mit dem Android eigenen Videoplayer gut und teilweise auch ruckelfrei abspielen, mit dem SPMC 13.3.4 Beta1 kam es bei vielen Files zu einem komplett grünen flimmernden Bild. Wieder andere HEVC-Demos, liefen auch mit SPMC gut. Zwei 20Mbit UHD-Filme von Busch Media - Timescapes und Rio - liefen wiederum sowohl dem nativen Android Videoplayer als auch mit SPCM gut. Es spielt anscheinend eine große Rolle, wie und womit ein Video erstellt wurde, wie hoch die Bitrate des Videos ist und welches Tonformat dieser beinhaltet. Faktisch kann man derzeit aber leider einfach nicht zu 100 Prozent sagen, was ruckelfrei läuft und was nicht bzw. was gar nicht abgespielt wird.

Was Filme im MKV-Container in 1080p und 720p angeht, haben wir ca. 20 verschiedene Files ausprobiert, auch hier kam es zu ähnlichen Problemen, wie bei den UHD-Files. Richtig fehlerfrei liefen auf Dauer nur einige wenige und wenn dann nur die, die keinen HD-Digitalton als Tonspur besaßen. Es kam jedoch bei fast jedem Film zu einer Art Mikroruckeln bzw. zu kurzen unregelmäßigen Rucklern bei der Wiedergabe, was sich manchmal auch erst nach einer halben Stunde Laufzeit, manchmal auch erst nach einer noch längeren Laufzeit am Stück zeigte. Die Auflösung war bei der Wiedergabe zumindest immer richtig auf 1080p 24Hz gestellt, eben genau so, wie die MKVs auch erstellt wurden, alle Files wurden über USB zugespielt. Mit der Verarbeitung von Untertiteln gab es hier und da auch kleinere bis größere Probleme. Gleiches Verhalten konnten wir auch über das Netzwerk über DLNA von einem NAS gestreamt feststellen, wobei das Streamen als solches über DLNA so weit aber einwandfrei funktionierte.

Anmerkung: Sämtliche Videos werden von der Box auch auf UHD hochskaliert, ist die Bildausgabe der Box auf UHD-Auflösung gestellt, gleiches auch umgekehrt, echte UHD-Videos werden also auch runterskaliert, wenn man die Box z. B. nur an einen Full-HD Bildschirm betreibt. Den Auflösungsvorteil von echtem UHD-Material erkennt man übrigens auch auf normalen Full-HD TVs und Beamern deutlich, sodass auch Full-HD TVs und Beamer ein Bild liefern, das man bis dato so noch nicht gesehen hat, in Teilen um einiges besser als von Blu-ray. Die 3D-Wiedergabe und die ISO-Fähigkeit der Box testen wir zu einem späteren Zeitpunkt noch nach und ergänzen den Artikel dann dementsprechend.

Einen Artikel, wie Sie an UHD-Demovideos kommen, haben wir im Übrigen hier an dieser Stelle für Sie verfasst.

Unsere UHD-Testbilder, siehe Bild unten, werden mit dem Android eigenen Bildbetrachter leider nur verkleinert dargestellt, obwohl wir den Overscan auf 100 Prozent, also ausgeschaltet haben. Mit dem SPMC Media-Center hingegen, ist bei der Ausgabe alles ok, mit SPMC werden unsere UHD-Testbilder also einwandfrei und in bester Qualität angezeigt und ausgegeben, gleiches gilt auch für unsere Full-HD Testbilder, beide Testbildarten können Sie hier bei uns im Shop erwerben.


Nur über das SPMC Media-Center werden Bilder einwandfrei skaliert dargestellt, über den Android internen Bildbetrachter ist um das Bild immer ein dicker Rahmen zu sehen (siehe Bild oben), die dargestellte Bildqualität ist durch das Downscaling daher leider nicht perfekt. Vermeiden Sie daher, den Bildbetrachter von Android zu nutzen.

So sieht es auf dem TV aus (LG 65UB980V), wenn die Ausgabe von Bildern nicht richtig skaliert wird und das Bild verkleinert ausgegeben wird, wie zuvor beschrieben. Waagerechte und senkrechte Linien können nicht mehr klar voneinander unterschieden werden, es kommt zu ausgeprägten Falschdarstellungen.

Der Digitalton

Beim Digitalton können wir es kurz machen. Derzeit funktioniert über HDMI nur die Dolby Digital und DTS Ausgabe, was auch für den SPDIF-Ausgang zählt. Dolby Digital und DTS funktionieren aber leider auch nur dann, wenn man den internen Android-Videoplayer nutzt. Mit SPMC 13.3.4 Beta1 kommt es nur zu einem Rauschen, wenn man den Ton auf passthru (weiterleiten) stellt. Ein Stereo-Downmix ist das Einzige, was mit SPMC und auch XBMC (Kodi) derzeit funktioniert. Laut Auskunft des Supports wird daran jedoch gearbeitet. Im Forum von Open Hour wird zwar eine Lösung für das Problem angeboten, diese erfordert allerdings einen Eingriff in das Gerät, das man einem normalen Kunden nicht zumuten kann und darf!

Vorläufiges Fazit

Unser vorläufiges Fazit lautet: Derzeit ist diese Box nur was für User mit viel Spieltrieb bzw. Freaks, die a) gerne ausprobieren und die b) eine hohe Schmerzgrenze besitzen, wenn es darum geht darauf zu warten, bis die TV-Box mal richtig rund läuft. Auspacken, anschließen und alles läuft - davon ist man dann leider dann doch noch ein gutes Stück von entfernt und es erfordert wohl noch einige Updates der Firmware und des XBMC/SPMC Media-Centers. Das Gesamtpaket ist zwar wirklich gut, es muss nur dringend auch das funktionieren, was versprochen wird. Selbst ein 60 Euro Blu-ray Player kann heute Dolby True HD und DTS HD Master Audio über HDMI aus einem MKV-File einwandfrei weiterleiten, hier muss also dringend nach gebessert werden, zumal der Preis des Open Hour mit 159 Euro auch nicht gerade niedrig ausfällt. Bei 4K/UHD-Files besteht ebenfalls noch Handlungsbedarf, was die Wiedergabe von Files mit hoher Bitrate betrifft. Wir bleiben für Sie am Ball und ergänzen diesen Artikel, wenn es Neuigkeiten und Verbesserungen gibt, schauen Sie daher regelmäßig rein.

Als Alternative für den Techniker, der die Bildqualität seines Heimkinos optimal einstellen möchte bzw. wer nicht länger darauf warten möchte, bis die Burosch Referenz UHD-Testbilder z. B. auch mit dem nativen Android Open Hour Videoplayer korrekt ausgegeben und dargestellt werden, empfehlen wir unseren neuen Burosch Full-HD Testbildgenerator TPG-5, den Sie brandneu bei uns erwerben können.

Bewertung


Positiv

  • wertiges stabiles Gehäuse
  • gute Fernbedienung
  • Reaktionen auf Eingaben im Menü schnell
  • recht aktuelle Androidversion
  • sehr gute Bildqualität über HDMI
  • unterstützt Deep Color 10 Bit

Negativ

  • kein Wlan und Bluetooth
  • die Ausgabe der Auflösung in 3.840 x 2.160 bei 60 Hz funktioniert nur an UHD-TVs, die über zumindest einen HDMI 2.0 Eingang verfügen, der RGB444/YCbCr444 und Deep Color unterstützt. Beherrscht der HDMI-2.0 Eingang hingegen nur YCbCr420 oder YCbCr422, funktioniert die 60HZ-Ausgabe nicht.
  • über HDMI derzeit (Firmwarestand 1.07) keine Ausgabe von Dolby True HD / DTS HD Master Audio möglich
  • Ultra-HD Videos/Files mit hohen Bitraten ruckeln teilweise stark. Unabhängig davon, ob mit dem Android eigenen Video-Player oder über das SPMC Media-Center wieder gegeben.

 

Abschließend noch ein paar Screenshots und Impressionen mit Erläuterungen


Die Oberfläche ist Funktionell und Ansprechend designt, der Hintergrund kann mit eigenen Bildern ausgestattet werden, auch sogenannte Android Live-Wallpaper sind möglich zu belegen.

Der Overscan kann komplett ausgeschaltet werden, was der 100% Einstellung entspricht.

Die digitale Audioausgabe kann auf HDMI und S/PDIF gestellt werden.

Sehr gut - bei der Auflösung steht eine "Auto"-Option zur Verfügung, die zusammen mit der SPMC 13.3.4 Beta1 gut funktioniert. Wird ein Video erkannt, dass mit 24Hz erstellt wurde, wird der TV oder Beamer automatisch in 24Hz geschaltet, das OSD der Box wird standardmäßig in 60Hz ausgegeben.

In den Android-Eintellungen kann sogar die Helligkeit, der Kontrast, die Farbe und die Sättigung geregelt werden.

Eine DLNA fähige Media-Center App wird mitgelfiert, aber auch das SPMC kann DLAN und UPnP.



Für weitere Informationen verweisen wir auch auf folgende Internetseiten:


http://forum.openhourlab.com/index.php

http://www.popcornforum.de/index.php



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